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KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Torpedo 4

Frühes "Torpedo"-Modell,
hergestellt von Peter Weil & Co.
in Frankfurt a.M.-Rödelheim.

Erscheinungsjahr: 1910
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Torpedo 4 (ab 1910)   Nächste Maschine>
     



 

Die "Torpedo" war eine Schwinghebelmaschine mit Wagnerantrieb. Vorgängermaschine war die "Hassia", die ab 1904 von Jean Voelker & Co. in Neu-Isenburg gebaut worden war und deren Fabrikation 1907 unter der Bezeichnung "Torpedo" von Peter Weil & Co. in Frankfurt a.M.-Rödelheim fortgeführt wurde. Konstrukteur der "Hassia" war Hermann Wasem, der später seine Maschine für Weil & Co. zur "Torpedo 2" überarbeitete (als "Torpedo 1" galt die "Hassia"). Als Konstrukteur der hier vorgestellten "Torpedo 4" wird Karl Winterling genannt, der zuvor Mitarbeiter bei "Adler" war und der sich später selbständig machte und mit seinem eigenen Unternehmen die "Archo" herstellte.


Die "Torpedo 4" gehörte zu den frühen Torpedo-Modellen. Sie war als Vorderaufschlagmaschine konstruiert, hatte freischwingende Typenhebel und eine vierreihige Tastatur, einfache Umschaltung und 42 Schreibtasten mit insgesamt 84 Zeichen. Die Umschaltung auf Großbuchstaben erfolgte durch Anhebung des Wagens. Charakteristisch war die geschlossene Vorderseite mit Frontklappe.




 



 

An der Vorderseite links befand sich die Randlösetaste, darunter ein zeigerartiger Hebel zur Einstellung der Richtung des Farbbandtransports. Da eine automatische Farbbandumschaltung nicht vorhanden war, mußte dieser Hebel umgelegt werden, wenn eine Spule leer war. An einem Hebel rechts an der Vorderseite konnte das Schreiben in S p e r r s c h r i f t gewählt werden. Durch Betätigung eines Hebels im Maschineninnern links hinter dem Farbbandumschalter konnte die Tastatur verriegelt werden. Außerhalb des Rahmens befanden sich links der Tastatur neben der linken Umschalttaste der Umschalt-Feststeller und rechts der Tastatur neben der rechten Umschalttaste die Tabulatortaste.


Einen Papierlösehebel suchte man bei der "Torpedo" beim Einspannen des Papiers vergeblich. Die Lockerung des Papierandruckmechanismus zum einfacheren Einführen und Ausrichten des Papiers erfolgte dadurch, daß man das Papierblech während der Einführung des Papiers nach vorn drückte.




 

Die Maschine konnte leicht zerlegt werden und war damit wartungsfreundlich. Zur leichteren Reinigung der Typen war eine Frontklappe vorhanden, die geöffnet werden konnte (Abbildung rechts). Die "Torpedo 4" wurde bereits 1911 von der "Torpedo 5" abgelöst.




 
 

Abbildung unten: Torpedo-Werke um 1927 (Abbildung auf einer Werbekarte)




 



 

Die Torpedo-Werke in Frankfurt am Main
sind hervorgegangen aus den Peter Weil & Co. Fahrradwerken, gegründet von den Brüdern Peter und Heinrich Weil im Jahr 1896 in Frankfurt a.M.-Rödelheim.

Nach kurzer Zeit wurde umfirmiert in "Weilwerke GmbH Frankfurt a.M.-Rödelheim", die später in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde (Abbildung rechts: Weilwerke-Aktie aus 1921 über 1.000 Mark). Zuletzt erhielt die Gesellschaft schließlich den Namen "Torpedo-Werke AG".




 
 

Nachdem die durch die Entwicklung von Schreibmaschine und Rechenmaschine ermöglichte Rationalisierung der Verwaltungsarbeit zunächst zu einer riesigen Nachfrage nach Büromaschinen geführt hatte, kam es in Folge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 zu erheblichen Umsatz- und Gewinnrückgängen. Im Zuge der erforderlichen Sanierung des Unternehmens übernahm 1932 die amerikanische Remington Rand Inc. die Aktienmehrheit. Ab 1938 wurden von Torpedo in Rödelheim ausschließlich Büromaschinen - insbesondere Schreibmaschinen und Buchungsmaschinen - hergestellt, während die Fahrradproduktion nunmehr in der Hanauer Landstraße in Frankfurt am Main erfolgte. Im Jahr 1942 wurde in Zeist in Holland ein Zweigwerk errichtet.




 

Das Stammwerk in Rödelheim wurde im Januar 1944 bei einem Bombenangriff größtenteils zerstört. Die Produktion wurde daher vorübergehend in einen Ausweichbetrieb in Groß-Karben verlegt. Bereits im Herbst 1945 war das Werk in Rödelheim mit Hilfe der Stammbelegschaft wieder soweit instandgesetzt, daß die Produktion von Büromaschinen dort wieder aufgenommen werden konnte. Ab 1953 wurden in Alzenau in Unterfranken auch Mopeds hergestellt.


Eine deutliche Zunahme des Absatzes von Schreibmaschinen konnte in 1953 erreicht werden, als die steuerliche Bewertungsfreiheit für "geringwertige Wirtschaftsgüter" auf 600 DM angehoben wurde und eine "Torpedo"-Schreibmaschine angeboten wurde, deren Verkaufspreis unter dieser Grenze für "GWG" lag.


Nachdem im Jahr 1956 die Anzahl der Mitarbeiter auf 2.200 angestiegen war, trat bei Fahrrädern und Mopeds allmählich eine Marktsättigung ein und bei Büromaschinen war man insbesondere mit dem Ausland nicht mehr konkurrenzfähig. Ab 1961 wurden erhebliche Verluste erwirtschaftet. Im Jahr 1967 wurde die Produktion eingestellt.




 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Torpedo 4
Technik: Typenhebelmaschine mit Vorderaufschlag u. einfacher Umschaltung
Besonderheiten: Einrichtung für Sperrschrift
Erscheinungsjahr: 1910
Hersteller: Weilwerke GmbH, Frankfurt a.M.-Rödelheim
Konstrukteur: Karl Winterling
Seriennummer: 5595
Baujahr: 1911




 
 

Mehr zum Thema siehe unter > Wikipedia - Torpedo-Werke <.


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Weitere Torpedo-Maschinen:
Torpedo 5, Taylorix Buchungsmaschine (Torpedo 6), Torpedo Schnelladdiermaschine (Rechenmaschine).
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Weitere Maschinen von Karl Winterling:
Archo D
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Quellen: Kunzmann, Hundert Jahre Schreibmaschinen im Büro, Merkur-Verlag, Rinteln 1979; Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Verlag Johannes Meyer, Pappenheim, 5. Aufl. 1934; Frankfurt - Dokumentation der Nachkriegszeit, www.aufbau-ffm.de 2005; Förderkreis Industrie- und Technikgeschichte - Objekt 9, www.klinik.uni-frankfurt.de 2005; the typewriter database, www.tw-db.com 2008; Dingwerth, Die Geschichte der deutschen Schreibmaschinenfabriken, Band 1, Verlag Kunstgrafik Dingwerth GmbH, Delbrück 2008; Scholz, Die Schreibmaschine und das Maschinenschreiben, Verlag Teubner, Leipzig u. Berlin 1923

(135S100121-0708-12.07.2008-0708-1209)




 

- Sammlung Arnold Betzwieser -