Sie sind hier: Aktuelles Ausstellung Schreibmaschinen  
 AUSSTELLUNG
Schreibmaschinen
Hinweise
- Auswahl A - Z
Rechenmaschinen
- Auswahl A - Z
 AKTUELLES
Monats-Info
Tagesmeldungen
Einzelthemen
Ausstellung
Download
Schmunzelecke

KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Frister & Rossmann 4

In Deutschland in Lizenz hergestellte
Unteraufschlagmaschine mit Volltastatur.


Erscheinungsjahr: 1904
>>




 



 
Frister & Rossmann 4   Nächste Maschine>
     



 

Die "Frister & Rossmann" war die erste in Deutschland hergestellte Typenhebelmaschine. Es handelte sich dabei um keine deutsche Erfindung, sondern um einen Nachbau der amerikanischen "Caligraph", die von George W. N. Yost unter Mitwirkung von Franz Xaver Wagner, James Densmore und Walter J. Barron in New York entwickelt worden war und von der das erste Modell im Jahr 1882 in den USA auf den Markt gekommen war.


Die "Actiengesellschaft vormals Frister & Rossmann" in Berlin ging zurück auf eine im Jahr 1864 von Gustav Rossmann gegründete Nähmaschinenfabrik, an der sich kurz darauf Robert Frister beteiligte. Die ab 1871 in der Rechtsform einer AG geführte Gesellschaft beschäftigte um 1886 bereits mehr als 1.000 Mitarbeiter, die jährlich bis zu 100.000 Nähmaschinen produzierten. Frister & Rossmann-Nähmaschinen waren von hoher Qualität und wurden weltweit verkauft.


Abbildung unten: Frister & Rossmann AG, Berlin um 1900.




 



 

Im Jahr 1892 nahm die Gesellschaft als weiteren Geschäftszweig die Fertigung von Schreibmaschinen hinzu. Hergestellt wurde zunächst ein Nachbau der "Caligraph 3", der unter dem Namen "Frister & Rossmann" auf den Markt gebracht wurde. Es handelte sich um eine vollständige Kopie der "Caligraph 3", wobei sämtliche Einzelteile von Frister & Rossmann hergestellt und zusammengebaut wurden. Die Maschine hatte auch die für die "Caligraph" typischen beiden Leertasten links und rechts der (Ideal-)Tastatur. Später wurden an der "Frister & Rossmann" Änderungen und Verbesserungen vorgenommen.



Abbildungen unten: "Caligraph 2" (links) - "Frister & Rossmann 4" (rechts).




 



 

Das hier vorgestellte Modell 4 der "Frister & Rossmann", hergestellt ab 1904, war für das deutsche Papierformat mit einem breiteren Wagen ausgestattet und besaß eine sechsreihige Volltastatur, jetzt als Universaltastatur mit 78 Tasten. Die 26 Tasten für die Großbuchstaben waren schwarz, die übrigen Tasten für Kleinbuchstaben und Zeichen waren weiß. Die Maschine hatte jetzt nur noch eine einzige Leertaste, die sich in voller Breite vor der Tastatur befand.




 



 

Die Typenhebel der "Frister & Rossmann" waren wie bei Caligraph-Maschinen üblich kreisförmig angeordnet und schlugen von unten auf die Walze (Unteraufschlag). Damit das Geschriebene sichtbar gemacht werden konnte, war die Maschine mit einem klappbaren Wagen ausgestattet (vgl. Abbildung rechts).




 
 

Charakteristisch für Caligraph-Maschinen war auch der Vorbau der Maschine, in dem die Holz-Tastaturhebel untergebracht waren. Entgegen den früheren Maschinen war die "Frister & Rossmann 4" mit einem modernen Wagenziehwerk, bestehend aus einem runden Federgehäuse mit Wagenzugband ausgestattet und nicht mehr mit einer an der Unterseite der Maschine angebrachten Welle mit Feder.




 

Die "Frister & Rossmann"-Schreibmaschine wurde bis 1910 produziert. Insgesamt wurden etwa 3.700 Maschinen gebaut, also lediglich etwa 200 Stück pro Jahr. Bis 1909 war Frister & Rossmann Hauptlieferant der Deutschen Reichspost.


Seit 1905 hatte "Frister & Rossmann" auch die amerikanische "Sun" (Modelle 3 und 5) montiert und vertrieben, offenbar ebenfalls wenig erfolgreich, denn ab 1910 versuchte man es mit der "Royal" (Modelle 3, 5 und 10). Im Jahr 1914 wurde wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs die Kooperation mit "Royal" beendet. Seit 1913 produzierte "Frister & Rossmann" dann die "Senta".


In den 1920er Jahren brachen die Auslandsmärkte weg und die Gesellschaft erwirtschaftete mehr und mehr Verluste. Mit der Liquidation des Unternehmes im Krisenjahr 1929 endete auch die Schreibmaschinenproduktion von "Frister & Rossmann".




 

Die Lizenz zum Weiterbau der "Frister & Rossmann"-Nähmaschinen hatte die Nähmaschinenfabrik Gritzner (später Gritzner & Kayser) erworben, die im Jahr 1963 von dem Nähmaschinen-Riesen "Pfaff" übernommen wurde. In London hielt "Quitman & Co." bis 1990 das Import- und Vertriebsrecht für "Frister & Rossmann"-Nähmaschinen. (Abbildung rechts: frühe Frister & Rossmann Nähmaschine.)




 
 
Frister & Rossmann   Nächste Maschine>
Seitenansicht Holzhebel (Unterseite) hochgeklappter Wagen, Farbband, Typenkorb



 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Frister & Rossmann Modell 4
Technik: Typenhebelmaschine mit Volltastatur und Unteraufschlag
Besonderheiten: Holz-Tastaturhebel im Vorbau
Erscheinungsjahr: 1904
Hersteller: Actiengesellschaft vormals Frister & Rossmann, Berlin
Konstrukteure: George W. N. Yost, Franz Xaver Wagner, James Densmore, Walter J. Barron (Caligraph)
Seriennummer: 3555


- - -
Weitere Maschinen von Frister & Rossmann:
Senta
- - -

Veröffentlichungen zur Maschine>


Nächste Maschine>

Übersicht Schreibmaschinen >




 
 

Quellen: Müller, Schreibmaschinen und Schriften-Vervielfältigung, Verlag der Papier-Zeitung Carl Hofmann, Berlin 1900; Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Verlag Johannes Meyer, Pappenheim, 5. Aufl. 1934; Kunzmann, Hundert Jahre Schreibmaschinen im Büro, Merkur-Verlag, Rinteln 1979; The Typewriter History & Encyclopedia, Typewriter Topics, New York 1923; Dingwerth, Die Geschichte der deutschen Schreibmaschinenfabriken, Band 2, Verlag Kunstgrafik Dingwerth GmbH, Delbrück 2008; Götze, Das Archiv, Magazin für Kommunikationsgeschichte 2/2012, Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte Frankfurt a.M. 2012

(141SX01016-0109-31.01.2009-0209-0612)




 

- Sammlung Arnold Betzwieser -




 

(1013-1-12518)