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KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Orga Privat

Erste Schreibmaschine
mit selbsttragendem Blechgehäuse.


Erscheinungsjahr: 1923
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Orga Privat (ab 1923)   Nächste Maschine>
     



 

Die "Orga Privat" wurde 1923, also kurz nach der Währungsreform nach dem ersten Weltkrieg, von Ludwig Reischl konstruiert und von der Spielzeugfabrik "Bing-Werke vorm. Gebr. Bing AG" in Nürnberg hergestellt.

Die Gesellschaft war im Jahr 1863 von den Brüdern Ignaz und Adolf Bing als Kurzwarenhandlung gegründet worden. Nachdem die "Gebrüder Bing" auch Metallwaren in ihr Angebot aufgenommen hatten, entstand eine Metallwarenfabrik zur Herstellung von "Hausgerätschaften", die später auch Blechspielzeug und Teddybären herstellte und sich nach eigenen Angaben zum größten Spielwaren-Produzenten der Welt entwickelte. Um 1900 beschäftigte Bing bereits rund 3.500 Mitarbeiter. Ab 1922 baute Bing auch Schreibmaschinen, zunächst die "Orga Standard" und anschließend (ab 1923) die "Orga Privat".




 

Bei der "Orga Privat" handelte es sich um eine mittlere Typenhebelmaschine mit einem vierreihigen Tastenfeld mit 42 Tasten und 84 Zeichen, Vorderaufschlag und einfacher Umschaltung (Halbtastatur).




 
 

Die "Orga Privat" war die erste Schreibmaschine mit einem selbsttragenden Blechgehäuse, bei dessen Konstruktion die Erfahrung der BING-Werke aus der Blechspielzeug-Produktion von Nutzen war. Dadurch war eine kostengünstige Herstellung möglich. Dennoch hatte die Maschine alle Eigenschaften einer Standardschreibmaschine.

Die neuartige Konstruktion und die einfache Bauweise ermöglichten einen günstigen Verkaufspreis. Die "Orga-Privat" wurde als "Volksschreibmaschine" angeboten.




 

Der Verkaufspreis, der zunächst bei 210 Mark lag, ermäßigte sich bis 1932 auf 135 Mark um dann anschließend wieder auf 165 Mark zu steigen.

Als Herstellungsland war auf der Maschine Bayern angegeben ("Made in Bavaria", vgl. Abbildung rechts).



Abbildung unten: Bing-Werke Nürnberg um 1920




 
 



 

Die "BING-Werke" entwickelten sich nach dem Tod von Ignaz Bing im Jahr 1918 (Adolf Bing hatte sich bereits vorher aus dem Unternehmen zurückgezogen) als Aktiengesellschaft durch Erwerb weiterer Unternehmen zum Konzern, der 1923 fast 16.000 Menschen beschäftigte. In der Folge der Weltwirtschaftskrise kam es im Jahr 1932 zur Insolvenz. Die umfangreichen Spielwarenbestände einschl. der entsprechenden Produktionsvorrichtungen gingen an verschiedene Nürnberger Spielwarenhersteller, darunter die "Gebr. Fleischmann KG", die auch einen Teil der Mitarbeiter übernahm.




 

Die zuvor als Vertriebsgesellschaft fungierende "Orga AG" in Berlin führte in Nürnberg die Schreibmaschinenproduktion fort (Abbildung rechts: Werbeprospekt für die "Orga Privat" aus der Zeit des Nationalsozialismus mit Abbildung des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1933).




 
 

Ab 1936 erfolgte der Vertrieb der Schreibmaschinen durch die "Royal Schreibmaschinen GmbH" in Berlin, die nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) die Fabrikation in Nürnberg übernahm und im Jahr 1949 als letzte Version der "Orga Privat" das Modell 12 herausbrachte. Die Produktion von Schreibmaschinen wurde im Jahr 1953 beendet.


Den Namen "Bing", sowie die Gasboiler-Fertigung hatte im Zuge der Insolvenz 1932 Fritz Hintermayr erworben. Im Jahr 1933 begann er mit der Produktion von Vergasern, zunächst für Triumph und Zündapp, dann auch für BMW und weitere bekannte Unternehmen. Im Jahr 2001 wurde in "BING Power Systems GmbH" umfirmiert. Das Unternehmen beschäftigt heute noch etwa 200 Mitarbeiter und produziert insbesondere Vergaser für Kraftfahrzeuge.

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Die "Orga Privat" wurde auch Gegenstand eines Romans von Rudolf Braune (1907-1932) mit dem Titel "Das Mädchen an der Orga Privat" (Societäts-Verlag Frankfurt/Main 1930). Da der Autor überzeugter Kommunist war und in seinem Roman eine "Rebellion" von Angestellten eines Berliner Großbetriebs beschrieb, wurde sein Werk 1933 von den Nationalsozialisten verboten.




 
Orga Privat (ab 1923)    
     



 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Orga Privat
Technik: Typenhebelmaschine mit Vorderaufschlag u. einfacher Umschaltung
Besonderheiten: "Made in Bavaria"
Erscheinungsjahr: 1923
Hersteller: Bing-Werke vorm. Gebr. Bing A.G., Nürnberg
Konstrukteur: Ludwig Reischl
Seriennummer: 23976
Baujahr: 1924



Mehr zu den Bing-Werken:
> Bing-Werke (Wikia - Camerapedia) <

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Weitere Schreibmaschinen der Bing-Werke:
Bing 1, Bing 2, Bing 2 (Student)
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Quellen: Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Verlag Johannes Meyer, Pappenheim, 5. Aufl. 1934; Kunzmann, Hundert Jahre Schreibmaschinen im Büro, Merkur-Verlag, Rinteln 1979; Handbuch der Büro-Maschinen, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1928; Koch, Historische Bürowelt 70, April 2005, Seite 19; Internetseite www.bing.de 2005; Internetseite www.teddymuseum-klingenberg.de 2005; Endres, Gebrüder Bing, Nürnberg in: Historisches Lexikon Bayerns, www.historisches-lexikon-bayerns.de 2006; Dingwerth, Die Geschichte der deutschen Schreibmaschinenfabriken, Band 2, Verlag Kunstgrafik Dingwerth GmbH, Delbrück 2008; the typewriter database, www.tw-db.com 2008

(145(
036)S200036-0605-05.11.2006-1106-1008-0409)




 

- Sammlung Arnold Betzwieser -




 

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